Ethikrichtlinien für Online-Anwendungen in Coaching, Therapie, Supervision und Beratung

 

1. Einführung

Die hier formulierten Ethikrichtlinien stellen Mindestanforderungen an eine Selbstverpflichtung professionell arbeitender Coachs, Therapeut/innen, Supervisor/innen und Berater/innen dar, die ihre Dienste mit modernen Medien (online) anbieten. Sie finden Eingang in die Weiterbildungen des Karlsruher Institutes und sind Grundlage der dort vorgenommenen Zertifizierungen und Angebote.

Sie orientieren sich an folgenden ethischen Richtlinien:

  • Ethikrichtlinien des Karlsruher Instituts
  • Richtlinien zur Anerkennung von Online-Berater/innen der Deutschen Gesellschaft für Onlineberatung (DGOB)
  • Ethische Standards der International Coach Federation (ICF)
  • Leitlinien des Deutschen Bundesverbandes Coaching (DBVC)
  • Medien-Richtlinie der European Federation of Psychologists‘ Associations (EFPA)
  • Berufsethik des Berufsverbandes für Coaching, Supervision und Organisationsberatung (bso)
  • Ethik-Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF)

2. Grundhaltung und Menschenbild

Professionelle Dienstleister in Coaching, Therapie, Supervision und Beratung begegnen ihren Klient/innen wertschätzend, empathisch, achtsam und respektvoll, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Weltanschauung, Volkszugehörigkeit, nationaler Herkunft, Alter, Religion, Sprache, Kultur, Lebensgestaltung und Status. Sie betrachten Menschen als unabhängige, eigenständige Persönlichkeiten, die lern- und entwicklungsfähig sind, sowie autonome Entscheidungen treffen und eigenverantwortlich handeln können. Sie achten und beachten die unantastbare Würde ihrer Klient/innen. Professionelle Dienstleister in Coaching, Therapie, Supervision und Beratung gestalten eine vertrauensvolle, geschützte und förderliche Beziehung, die Ressourcen und Potentiale erkennt und stärkt, die Selbststeuerung und Eigenverantwortung der Klient/innen in einer für die Klient/innen stimmigen Art und Weise erhöht und zu einem lösungsorientierten Transfer in den persönlichen Kontext führt. Sie streben danach, ihr Wissen und Können zur Verbesserung der Lebensbedingungen Einzelner und der Gesellschaft einzusetzen. Sie achten und schützen die Rechte aller Beteiligten, insbesondere das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Sie distanzieren sich von fundamentalistischen und/oder sektiererischen Positionen. Professionelle Dienstleister in Coaching, Therapie, Supervision und Beratung üben ihr berufliches Verhalten so aus, dass es dem Ansehen des gesamten Berufsstandes dient.

3. Inhaltliche Kompetenz

Das Leistungsangebot stützt sich je nach Leistungsschwerpunkt auf wissenschaftlich fundierte Konzepte (z.B. der Psychologie, der Beratungs- und Wirtschaftswissenschaften, der Erziehungswissenschaften, der Medienforschung, der Neurowissenschaften, der Medizin, der Kommunikationswissenschaften, der Avatarforschung, usw.). Aus ihnen leiten sich die Art der Prozessbegleitung, das Rollenverständnis, die Vorgehensweise und die eingesetzten Methoden ab. Hierfür werden fachliche, persönliche, kommunikative, soziale, emotionale, technische und wirtschaftliche Kompetenzen eingesetzt. Dieses Wissen und Können ist in nachweisbaren Qualifikationen erworben worden. Dies gilt sowohl für Kompetenzen im face to face als auch im online vermittelten Setting, ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden, z .B. in der auf das jeweilige Medium angepassten Hör-Lese- und Schreibkompetenz. Grenzen der eigenen Kompetenz werden erkannt und nicht überschritten. Die einzelnen Begleitprozesse werden evaluiert. Wissenschaftliche Forschung wird unterstützt. Das eigene Wissen und Können wird regelmäßig weiterentwickelt, z.B. durch Fortbildungen, Supervision und Intervision.

4. Technische Kompetenz

Das Basiswissen über verschiedene Online-Nutzungsmöglichkeiten wird regelmäßig aktualisiert. Für die Arbeit mit Medien ist ein vertieftes Wissen über mediale Kommunikationsformen und ihre Auswirkung auf zwischenmenschliche Verständigung und Beziehungsgestaltung - sowie ihre gezielte Anwendung zur Steuerung von hilfreichen Begleitprozessen vorhanden. Um Online-Angebote sinnvoll und professionell durchführen zu können, ist eine ausreichende technische Ausstattung vorhanden - sowie die Fähigkeit, Klient/innen zur benötigten Ausstattung zu beraten. Klient/innen werden in der Anwendung der für die professionelle Begegnung nötigen Medien fachgerecht unterstützt und nötigenfalls eingewiesen. Zu Beginn einer online Sitzung wird ein Rückfallszenario festgelegt, z.B. durch Klären der gewünschten und möglichen Kommunikationskanäle, auf die im Falle technischer Probleme ausgewichen werden kann. Das Wissen um die gesetzlichen und ethischen Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit ist vorhanden und wird sowohl technischer als auch organisatorischer Art stets aktualisiert. Es werden die notwendigen technischen Voraussetzungen für den Einsatz gesicherter Medien, Geräte und Kommunikationswege geschaffen.

5. Vertraulichkeit

Die geltenden Datenschutznormen und die hierfür technischen Voraussetzungen unterschiedlicher Medien bei der Datenverwaltung und Datenübertragung (Verschlüsselung, Firewalls, Passwörter, Virenschutz) sind bekannt und werden berücksichtigt. Die Datenschutzbestimmungen bezüglich Verschwiegenheit und Datensicherung werden eingehalten. Informationen werden nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch Klient/innen und in der von Klient/innen gewünschten Form weitergegeben. Es wird sichergestellt, dass persönliche Daten, inhaltlich erarbeitetes Material und Passwörter für Dritte unzugänglich aufbewahrt und nach gegebener Zeit vernichtet werden. Dieses gilt sowohl für die digitale als auch die analoge Aufbewahrung. Datenmaterial kann für Forschungszwecke, für Fort- und Weiterbildungen und Publikationen anonymisiert eingesetzt werden. Hierfür wird vorab eine schriftliche Einwilligung der Klient/innen eingeholt.

6. Transparenz und Integrität

Klient/innen werden über die Vorgehensweise bei der Erbringung der Dienstleistung, über die eingesetzten Verfahren und Medien, deren Auswirkungen - sowie über die vorgenommene Datensicherung aufgeklärt. Sie stimmen den entsprechenden Datenschutzerklärungen ausdrücklich zu. Die Information über eigene Qualifikationen, Zertifizierungen, Erfahrungen, Kompetenzen und Mitgliedschaften ist korrekt. Die Auftragsklärung, die Art der Kommunikation, die Festlegung finanzieller Rahmenbedingungen, die Medienwahl, die Vertragsgestaltung und weitere Abmachungen erfolgen ehrlich und angemessen. Professionelle Kompetenzen werden zum Wohle der Klient/innen unter Vermeidung von Abhängigkeit und Manipulation (z.B. durch Befriedigung von sexuellen, wirtschaftlichen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen) eingesetzt. Die Zusammenarbeit wird durch einen Dienstvertrag geregelt, der z.B. die Zielsetzung, die Arbeitsweise, den Zeitrahmen, Honorarabsprachen und Aussagen zur Wahrung des Berufsgeheimnisses und des Datenschutzes enthält.